Wirkungen von Gewaltdarstellungen in Massenmedien auf die Aggressivität von Kindern und Jugendlichen

Effects of portrayals of violence in mass media on the aggressiveness of children and adolescents

Authors

  • Herbert Selg

Keywords:

Wirkungsanalyse; Massenmedien; Erziehung; Sozialisation; Jugendlicher; Kind; Lernen; kognitive Lerntheorie; Fernsehen; Risikoforschung; Medienkompetenz; Familie; Schule; Gewalt; Aggressivität; Wirkungsforschung; Risikoabschätzung

Abstract

Der Aufsatz orientiert sich an der Frage, welche Erziehungskompetenzen Familien heute angesichts der Vielfalt an Medien und Medieninhalten sowie der Gewalt in den Medien benötigen und wie diese vermittelt werden können. In diesem Zusammenhang setzt sich der Autor kritisch mit den unterschiedlichen Theorien der Wirkungsforschung zur Gewaltdarstellung in den Medien auseinander und plädiert dafür, dass diese als bedeutender Risikofaktor für aggressives Verhalten angesehen werden muss. Dabei konzentrieren sich die Ausführungen auf vier Erklärungsansätze: (1) Die Ohnmachtsthese (These der Wirkungslosigkeit) besagt, dass vom Fernsehen kein bedeutsamer Einfluss ausgeht. (2) Die Allmachtsthese hingegen weist dem Fernsehen ein negatives bzw. positives Wirkungspotenzial auf die Sozialisation von Menschen zu. (3) Die empirisch gestützte Risikothese ist zwischen den beiden Extrempositionen angesiedelt. (4) Die sozial-kognitive Lerntheorie von Bandura mit ihrem hohen Erklärungswert auch für die Medienwirkung besagt, dass Lernen vorwiegend als 'Lernen am Modell' oder 'Lernen durch Beobachtung' stattfindet. Zahlreichen Untersuchungsbefunde stützen die Risikothese, wobei jedoch darauf verwiesen wird, dass keine einzelne Studie voll überzeugend ist. Ein Blick auf die deutschsprachigen Veröffentlichungen erweckt den Eindruck, dass psychologische Befunde und Theorien über Medienwirkung tendenziell heruntergespielt werden. Diese Kritik verdeutlicht der Autor durch eine Neuordnung der dargestellten Thesen, bei der sich die sozial-kognitive Lerntheorie als wissenschaftlicher Rahmen der übrigen Annahmen herauskristallisiert. Hinsichtlich der Erziehung zur Medienkompetenz formuliert der Autor abschließend das allgemeine Ziel, dass Kenntnisse und Einsichten, Fähigkeiten und Fertigkeiten erworben werden sollen, die ein sachgerechtes und selbstbestimmtes, kreatives und sozialverantwortliches Handeln mit Medien möglich machen. Bei der Förderung solcher Kompetenzen sind insbesondere die Familie und die Schule gefordert.

Downloads

Published

2003-09-01

How to Cite

Selg, H. (2003). Wirkungen von Gewaltdarstellungen in Massenmedien auf die Aggressivität von Kindern und Jugendlichen: Effects of portrayals of violence in mass media on the aggressiveness of children and adolescents . Journal of Family Research, 15(2), p. 165–176. Retrieved from https://ubp.uni-bamberg.de/jfr/index.php/jfr/article/view/434

Issue

Section

Articles